Fojnica :: Fojnicatours

i s t  a l l e i n z u s t ä n d i g  f ü r  die touristische Versorgung in Fojnica, es sei denn, man will einen Kuraufenthalt im Stil der jugoslawischen achtziger Jahre absolvieren - dann wird man im Hotel-Sanatorium "Reumal" für 110 K-Mark (Preis für Gesunde pro Nacht) vermutlich rundum versorgt. Drinnen scheinen nicht nur die Böden, sondern auch Wände und Decken mit Linoleum ausgekleidet, und die Topfpflanzen in der braunen Empfangshalle sehen verblüffend genau wie Plastik aus, obwohl sie echt sind.
Nach Fojnica fährt man aber wegen der Natur - Berge, Flüsse, Seen. Es lohnt sich. Endlos flattern die Wiesen ins Tal, aus zwei Farbschichten zusammengesetzt, unten grün, darüber gelb, nur die Wolken grasen auf ihnen. Ich sauge den Geruch wilden Thymians ein. Der Hund rast mit einem armdicken Stock bockspringend im Kreis.



Was man tun muss

Tief durchatmen. Die Luft macht satt.

Als erstes das Touristen- und Wettbüro Fojnicatours (Adresse) aufsuchen, mit dem netten Besitzer Kaffee trinken und ein Gespräch auf Französisch, Englisch, Deutsch oder Bosnisch führen.

Ein paar Minuten durch die trüben Scheiben des Grand Hotel starren, drinnen stapeln sich Stühle auf dem Flügel, dessen schwarzer Lack in großen Blasen aufgeplatzt ist. Sofas sind übereinander hergefallen, als wollten sie sich begatten, Tische liegen Rücken an Rücken, und auf alles tropft durch die Decke das Wasser - und sich freuen, dass man für 30 bis 40 K-Mark ein Zimmer mit Balkon beim Chef von Fojnicatours bekommen hat.

Einmal durch den Kurpark laufen, dann hat man's gesehen.

Gold waschen. Mühsam und lohnt sich nicht und eigentlich müsste man auch wissen, wie es geht, aber ...

Das Franziskaner-Kloster besichtigen. Über der Stadt gelegen, nicht zu übersehen, die Kirche hat ein Kuppeldach. Der zerstörte Teil wird gerade rekonstruiert, vielleicht ist das Museum inzwischen wiedereröffnet. Interessante Sammlung über das Leben und Arbeiten der Mönche und die Geschichte des Franziskanerordens auf dem Balkan.

Im Kiss-Grill oder im As-Grill Čevapčići essen. Fleischloses Essen in Form einer vegetarischen Pizza bekommt man im Restaurant mit dem fast genauso wohlklingenden Namen Boss.

Fische fischen. Das Wasser ist wie vielerorts in Bosnien fast schon unglaubwürdig sauber: Seit die Fabriken kaputt sind, ist erst recht alles voller Forellen. Die Flüsse sind flach und schnell und wahre Metropolen der Wasserwelt.

Fojnicatours

Zum Prokoško Jezero (Prokoško See) fahren. Dort schwimmt nicht nur Triton, ein eigentlich ausgestorbenes Amphibium, das wie ein kleiner Flüchtling von Galapagos aussieht und, mit Lungen und Kiemen gleichzeitig ausgestattet, auf der Schwelle zwischen Wasser- und Landleben stehen geblieben ist. Man erlebt vor allem, wie Menschen mitten in Europa in so großer Abgeschiedenheit leben können, dass nicht einmal der Krieg sie findet. In der Abenddämmerung werden Schafe und Kühe aus den Bergen ins Dorf getrieben. Problematisch ist nur, über die 30 Kilometer lange Schotterpiste dorthin zu gelangen, ohne eine falsche Abzweigung zu nehmen. Wegbeschreibung bei Fojnicatours aufzeichnen lassen. Es gibt Wegweiser aus Holz, aber nicht an jeder Gabelung, sie sind schlecht zu lesen und manchmal halb ins Gebüsch gesunken.

Pilze suchen, wenn die Jahreszeit es erlaubt, und die Pilzzeit ist lang in dieser Gegend. Steinpilze und Pfifferlinge wachsen in rauen Mengen, wie man es in Europa eigentlich nicht mehr gewöhnt ist. Das ist inzwischen auch anderen aufgefallen: Die Italiener lassen sie in Massen wegschaffen. Man hätte niemandem verraten sollen, dass Fojnica nicht vermint ist.

Adler beobachten. Zu diesem Zweck legt man den Kopf in den Nacken und schaut eine Weile in den Himmel. Da sind sie.

Jagen. Damit kenne ich mich überhaupt nicht aus - bei Fojnicatours fragen.


                                 Fojnica und Umgebung 

Ethnische
Zugehörigkeit

Einwohner vor
dem Krieg

Einwohner nach
dem Krieg
(moslemischer Teil)

Einwohner nach
dem Krieg
(kroatischer Teil)

Gesamt

Bosnische
Moslems

8.024
49,2 %

-
 

12.562
98,7 %

12.562
88,6 %

Bosnische
Kroaten

6.623
40,6 %

1.450
100 %

160
1,3 %

1.610
11,4 %

Bosnische
Serben

157
1 %

-
 

12
0 %

12
0 %

Sonstige

1.492
9,2 %

-
 

-
 

-
 

Gesamt

16.296

1.450

12.734

14.184

Quelle: Beauftragter der Bundesregierung für Bosnien Hans Koschnik
http://www.bbs.bund.de/home.htm



Was man  n i c h t  tun muss

Cappuccino bestellen. Der wird mit gefärbtem Wasser und Schlagsahne zubereitet.

Tassen

Ständig über Minen nachdenken. Hundertprozentige Sicherheit gibt es selbstverständlich nirgendwo - es sei denn auf Asphaltstraßen. Aber es heißt, Fojnica sei von der Landminenplage verschont geblieben

Im T-Shirt losziehen, nur weil die Sonne scheint und es saumäßig heiß ist. Hagelstürme sind nicht einmal im August ausgeschlossen. Ich sollte anhalten. Was da aufs Dach trommelt, ist kein Wasser mehr. Wir werden mit bleigefüllten Tischtennisbällen beschossen, nach allen Seiten springen sie von der Motorhaube ab. War nicht eben noch Hochsommer?


E. T. nach Hause telefonieren

Wenn die Landschaft so schön ist - wer will da schon per Internet oder Handy kommunizieren?

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Von einem Ort in Bosnien aus: 0 33