Falls man sich Trebinje entlang der Trebišnjica nähert, hält man den Blick streng nach rechts gerichtet und besichtigt auf diese Weise die Bewässerungsanlagen: Schaufelräder schöpfen Wasser aus dem Fluss und schütten es in flache Holzrinnen, die über Kilometer ihr sanftes Gefälle halten und das Wasser weit ins Land hinein bringen. Ein tolles System, sieht nicht nur extrem historisch aus, sondern arbeitet auch beinahe als perpetuum mobile: Die Trebišnjica schöpft sich selber aus.
Kurz vor Trebinje beim orthodoxen Kloster anhalten. Links und rechts der Auffahrt (rechte Straßenseite) stehen knallbunte Miniaturausgaben der knallbunten Kirche: Auch nicht anders als in Disneyland.
Das Besondere ist, dass man Teile des Klosters auch von innen besichtigen kann. Wenn man nicht gerade einen Hund dabei hat.
Sich einen Platz im Motel Jazina (Adresse) sichern. Es befindet sich etwa 14 km vor der Stadt an der Serpentinenstraße nach Nikšić (Nikšićki Put nach Osten, Richtung Montenegro). In Trebinje selbst hält Hotel Leotar das Übernachtungsmonopol und verlangt allerbeste Preise für den allerletzten Mist. Wenn man trotzdem lieber zentral wohnt, wird einem nichts anderes übrigbleiben. Motel Jazina liegt aber im wunderschönen Canyon der Trebišnjica und hat einen eigenen Badestrand am Fluss. Angeblich gibt es auch eine moderne automatische Kegelbahn, wenn man sonst nichts zu tun hat (Übernachtung für eine Person ca. 40 K-Mark).
Ausgiebig durch Stari Grad, auch Kaštel genannt, schlendern. Die Moscheen sind dem Krieg zum Opfer gefallen, ansonsten ist die Altstadt recht gut erhalten. Enge Gassen, kleine Geschäfte, Cafés.
Man kann das ca. 30 km von Trebinje entfernt liegende Ivanica besuchen, wenn man sich einen Eindruck davon verschaffen will, unter welchen Bedingungen ehemalige Flüchtlinge im Extremfall jahrelang zu leben haben, nachdem sie in ihre frühere Heimat zurückgekehrt sind. Ivanica liegt in einem schmalen Streifen Konföderationsgebiet zwischen der Republika Srpska und Kroatien. Man erfährt gleich, was es bedeutet, eine sogenannte "Pufferzone" zu sein: Weder das naheliegende Dubrovnik, noch das ebenfalls nah gelegene Trebinje sind verwaltungstechnisch für Ivanica zuständig, so dass es kaum mit einem Minimum an Hilfestellung rechnen kann. Ivanica liegt rechter Hand an der Straße Trebinje-Dubrovnik wenige Meter vor der kroatischen Grenze. Das Gelände ist vermint, unbedingt auf den Schotterpisten bleiben.
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Dringend an die Adria fahren, wenn man es bis jetzt noch nicht getan hat. Von Trebinje aus kommt man in einer guten halben Autostunde über die kroatische Grenze und ist auch schon fast in Dubrovnik. Palmen, Mittelalter, sauberes Wasser, Inselhopping, Meeresfrüchte bis zum Abwinken. Die berühmten goldenen Dächer, deren Ziegel einst über Männeroberschenkeln geformt wurden, sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Inzwischen sind sie größtenteils rot - Dubrovnik, das komplett von einer begehbaren Befestigungsanlage eingeschlossen im Meer liegt, gehört trotzdem zu den schönsten Städten Europas. Ich schwenke beim Gehen die Arme, nicht abwechselnd im Rhythmus der Schritte, sondern beide gleichzeitig vor und zurück, ein angedeutetes Flügelschlagen, und taste mit den Füßen nach festem Grund, den es nicht geben kann auf wegschwimmendem Weiß. In den Ecken unzählige Katzen, alle schwarz-weiß-rot gefleckt, sie tragen die Trikolore ihres eigenen, undurchschaubaren Staats. Vor den Mauern lungert das Meer herum und bläst seinen salzigen Atem durch die Schießscharten.
Ohne zu große Hoffnungen beim Touristenbüro am Anfang der Ul. Vladimira Gaćinovića vorbeischauen. Auch ein simpel gezeichneter Stadtplan von 1980 kann helfen.
Weniger Menschen und guten Ausblick auf Kinder, die von Most M. Tita (Tito Brücke) springen, gibt es auf den am Wasser liegenden Caféhausterrassen auf der Flussseite der Stadtmauer. Der Kaffee schmeckt super, die Musik ist zu laut: Kaštel kniet im Wasser, mittelalterlich schmale Häuser drücken Wange an Wange, mit den Rücken an die Festungsmauer gelehnt. Cafés mit Terrassen liegen wie Hausboote am Fluss, Britney Spears kriegt mit hundertfünfzig Dezibel auch das hartgesottenste Mittelalterflair klein.
Selbstverständlich auf den Crkvina Hügel klettern. Eine Wassermaus und Kröte / stiegen eines Abends spöte / einen steilen Berg hinan, einen steilen Berg hinan. Die orthodoxe Kirche auf der Hügelkuppe ist frisch renoviert, fast ein bisschen zu frisch. Die Aussicht ist so, wie Aussicht sein sollte.
Außerhalb der Stadtmauer auf der flussabgewandten Seite sitzt man vor dem Abendessen draußen vor den Cafés auf Njegošev Trg. Man kommt, sieht und wird gesehen.
Einen erschreckenden Eindruck macht der muslimische Friedhof: Die morchelförmigen Steinpfeiler sind umgestoßen, es hat gebrannt, überall liegt Müll. Ich ziehe meine kopierte Statistik aus der Tasche: Von etwa 5500 Moslems in Trebinje sind nach dem Krieg zweihundert übrig. Dorthin kommt man über die Obala Luke Vukalovića parallel zum Fluss in südlicher Richtung.
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