Über den Markt schlendern, wo an überdachten und teilweise zu einer Art Höhlensystem zusammengewachsenen Verkaufsständen vor allem Bekleidung, Schmuck, Uhren und Klimbim aller Art verkauft wird. In der Mitte befindet sich ein Lebensmittelbereich, den man allein wegen seiner Gerüche und dem schönen Anblick am liebsten komplett mit nach Hause nehmen würde.
Einen Ausflug zum See (Modračko Ježero) machen, vorausgesetzt, man findet den Weg. Von Tuzla aus Richtung Bistarac fahren, und nach Bistarac die erste Landstraße links nach Poljice.
Ruhiger grauer See mit grauer Bergkette in der Ferne und grauem Himmel darüber, Landschaft mit Gelbstich, Lichtpfützen auf der Seeoberfläche, dazwischen die Silhouetten angelnder Männer, bis zur Brust im Wasser stehend. Zwischen ulkigen, stumpfnasigen Ausflugsbooten, von denen einige Baldachine tragen wie schwimmende Himmelbetten, unter den Gondeln einer kilometerlangen, Kies transportierenden Seilbahn nehme ich ein mittelmäßig erfrischendes Bad im lauwarmen Wasser.
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Lange muss ich durchs Wasser laufen, erst mit den Knien pflügend, dann mit den Armen rudernd, bis ich endlich den Boden unter den Füßen verliere. Seegrundstücke gibt es am laufenden Meter für Apfel-und-Ei-Preise zu kaufen, inklusive Steinhäuschen, Obstwiesen und Pferdekarren. Überall sonst würden sich ausländische Kaufinteressenten in der Warteschlange gegenseitig die Augen auskratzen. Hier nicht. Ist vielleicht besser so.
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Da kein besonderer Reiz darin liegt, in Brčko zu übernachten, kann man von Tuzla aus einen Ausflug dorthin machen. Bei Brčko liegt Arizona Market, wo man angeblich minderjährige Mädchen und Leopardpanzer kaufen kann.
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Das Gebiet um Brčko war während des Krieges als Korridor nach Kroatien heiß umkämpft und gehört heute durch eine Sonderregelung beiden Entitäten an. Wenn die rechtliche Lage unklar ist, blüht der Handel mit allem, was man für Geld kaufen und verkaufen kann. Mitten im Niemandsland hat sich aus vielen Holzbuden und viel Staub ein seltsamer Markt entwickelt. Die Autos vor mir biegen in einen Feldweg ein, ich fahre hinterher. Arizona Market heißt tatsächlich so, ein großes Transparent bewegt sich im Wind. Die Parkplätze sind gebührenpflichtig. Pyramiden von Zigarettenstangen, hoch wie zwei Männer, einer auf den Schultern des anderen, überragen die Menschenmenge. Ihre Geldscheinbündel sammeln die Händler in durchsichtigen Plastiktüten. Die Haufen aus leeren Kartons und Plastikmüll hinter den Verkaufsbuden haben die Höhe der Dächer erreicht und wachsen auf ihnen weiter. Aufgehängte Schaufensterpuppen kreiseln am Strick. Staubwolken steigen in den Himmel. Das größte Problem an Arizona Market besteht darin, ihn zu finden. Am besten man fährt zuerst nach Brčko, wirft einen Blick auf die hässliche Grenzstadt und den in dieser Gegend ebenfalls hässlichen Fluss Sava und fragt nach dem Weg. Ausreichend englischsprachige und ortskundige SFOR-Besatzung auf den Straßen ist vorhanden. Ansonsten kann es nicht schaden, den anderen Autos zu folgen, die in dieser ziemlich ausgestorbenen Gegend unterwegs sind.
An den offenen Ständen hinter dem alten Brunnen im Zentrum ("Cesma") ein paar raubkopierte CDs kaufen. Für je 3 K-Mark kriegt man einiges, was europäischer und amerikanischer Musikmarkt so hergeben.
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