:: Kriegsverlauf


  

Nach dem Zerfall Jugoslawiens führt die Unabhängigkeitserklärung Kroatiens 1991 zu Kämpfen zwischen Serben und Kroaten. Deutschland spricht den neuen unabhängigen Staaten Kroatien und Slowenien als erstes, nämlich im Dezember 1991, die Anerkennung aus.
In Bosnien bilden sich drei politische Parteien, welche die drei ethnischen Gruppen (Moslems, Serben und Kroaten) repräsentieren. Die kroatische und die muslimische Partei verbinden sich gegen die Serben und erklären am 9.1.1992 die Unabhängigkeit der Republik Bosnien-Herzegowina. Die EU-Mitgliedstaaten sowie die USA erkennen Bosnien-Herzegowina im April 1992 als selbständigen Staat an.



Bosnisch-serbische Extremisten meinen, die serbische Population im Land gegen einen "Völkermord" verteidigen zu müssen. Serbien beginnt unter seinem Präsidenten Miloševič eine Aggression gegen Bosnien. Es kämpfen paramilitärische Einheiten, die von der serbisch dominierten Jugoslawischen Volksarmee unterstützt werden. Das gesamte Waffenarsenal der jugoslawischen Armee steht zur Verfügung. Unter der Führung von General Mladić versuchen die serbischen Truppen, Gebiete im Norden und Osten Bosniens unter ihre Gewalt zu bringen, um "Großserbien" zu gründen. Weiterhin soll ein 300km langer Korridor die ethnisch-serbischen Gebiete im Westen des Landes mit Restjugoslawien verbinden. Auch die Kroaten versuchen, möglichst weitreichende Gebiete zu erobern, um sie dem Mutterstaat Kroatien einzuverleiben.

  


Patronen

Die Mittel der sogenannten "ethnischen Säuberung" bestehen in Massentötungen von Zivilisten, systematischen Vergewaltigungen und gewaltsamer Vertreibung. Viele kleinere Städte und Dörfer werden zerstört und vermint, um die Bevölkerung von der Rückkehr abzuhalten.



Es entstehen wechselnde Koalitionen, teils offen, teils verdeckt: Mal kämpfen Moslems und Kroaten auf einer Seite, mal verhandeln Kroaten und Serben über eine Aufteilung der muslimischen Gebiete. Mostar gerät unter kroatische Belagerung, Sarajevo wird von Serben eingeschlossen und bleibt drei Jahre unter Belagerung.

  


  

Die internationale Gemeinschaft setzt auf Waffenembargos. Dies führt dazu, dass die militärisch gut ausgestattete serbische Seite über lange Zeit im Vorteil bleibt. 1992 sendet die UNO Blauhelme: die UNPROFOR. Es fehlt aber das Mandat zur Teilnahme an Kriegshandlungen. Die internationale Truppe nimmt als Zuschauer an den Massakern teil.
Auf diplomatischer Ebene werden erfolglos verschiedene Modelle von Friedensverträgen entworfen, von den Führern der Kriegsparteien aber nicht akzeptiert.



Vor allem die großen Flüchtlingsströme werden für westeuropäische Staaten zum Problem. Die Einrichtung "sicherer Zonen" innerhalb von Bosnien soll ein Mittel sein, die Vertreibung zu verhindern und die Angegriffenen in ihrem eigenen Land zu schützen. Eine dieser Sicherheitszonen ist Srebrenica. Bei einem serbischen Übergriff werden über 7000 Menschen getötet und viele Tausend vertrieben. Die internationale Schutztruppe, die Srebrenicas Sicherheit garantiert hat, verhindert das Massaker nicht.

  


Patronen

Ende 1995 gelingt es, den Daytoner Friedensvertrag durchzusetzen. Der Zeitpunkt ist günstig: Die Kriegsparteien Kroaten und Moslems auf der einen und Serben auf der anderen Seite verfügen über relativ gleichwertige Gebietsteile in Bosnien. Der Friedensvertrag gründet Bosnien-Herzegowina als selbständigen Staat, der aus zwei Bundesländern ("Entitäten") besteht: Aus der Republika Srpska, hauptsächlich von bosnischen Serben bewohnt, und der Konföderation, in der bosnische Kroaten und Moslems leben. Nach Abschluss des Vertrages ziehen sich die Soldaten und Milizen hinter die vereinbarten Grenzen zurück, und eine Peacekeeping Force der NATO (die SFOR = Stabilisation Force) positioniert sich im Land.



Kriegsopfer: etwa 300.000 (geschätzt). Flüchtlinge und Vertriebene: 1,8 Millionen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens, eine halbe Million in westeuropäischen Staaten.  Die von verschiedenen Stellen angegebenen Zahlen variieren stark, eine verlässliche Schätzung ist schwierig.